Warum wir Vögel füttern sollten

Autor: Vogelexperte Jörg Daiss

Hand auf’s Herz – mit der Fütterung unserer Vögel können wir das weltweite Artensterben vieler Arten nicht beeinflussen. Viele gefährdete oder gar vom Aussterben bedrohte Vogelarten sind weder Gäste an unserem Futterhaus noch lassen sie sich alleine durch Fütterung retten. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Der andere, der uns mit den Vögeln zusammenbringt, lohnt einen genaueren Blick. Auf die Ursprünge der Vogelfütterung und auf unser Zusammenleben mit ihnen. Die Fütterung von Vögeln wurde bereits im 16. Jahrhundert praktiziert und wurde seitdem zu einer Erfolgsgeschichte. Mit der Besiedlung des heutigen Europas nach Ende der Eiszeit nahm auch die Anzahl der Vogelarten deutlich zu. Durch Landbewirtschaftung und vielfältige Nutzung unserer dadurch entstandenen Kulturlandschaft fanden viele Vogelarten ihr Auskommen und ihre Lebensräume. Sie wurden dadurch zu „Kulturfolgern“ und waren und sind seitdem zu einem gewissen Teil auf uns angewiesen. Lerchen, Ammern und Rebhühner nutzten die Sämereien in unkrautreichen Ackerflächen, Sperlinge das unerschöpfliche Nahrungsangebot der in Stadt und Land vorhandenen Hühnerhaltungen, Greifvögel und Eulen einen gedeckten Tisch mit überall zahlreich vorkommenden Vogelarten und Säugetieren. Mit etwas Phantasie lässt sich hier eine unbewusst entstandene, flächendeckende Vogelfütterung erkennen.

Schnell stellten sich Vogelarten wie Meisen, die Amsel – übrigens vor 200 Jahren noch ein scheuer Waldbewohner! – Sperlinge und Tauben auf die komfortablen Lebensverhältnisse im Umfeld der Menschen ein und leben seitdem mit und unter uns.

Und heute? Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Urbanisierung selbst kleinerer Dörfer, Flächenversiegelungen und unser Freizeitverhalten sind viele Vogelarten durch den damit einhergehenden Lebensraumverlust gefährdet. Als letzte Oasen bleiben für sie oft nur noch unsere Gärten und Futterhäuser. Wo könnte man ihnen näherkommen, ihr Verhalten beobachten und ihre Vielfalt bewundern? Für viele von uns ist es die einzige Möglichkeit, Natur so nah zu erleben. Und für nicht wenige sind es die ersten Beobachtungen im Laufe einer dann oft lebenslang anhaltenden Begeisterung für unser Vögel im Besonderen und unsere Natur im Allgemeinen. Wer dem emsigen Treiben der Kohlmeisen und der Blaumeisen am Futterhaus vor dem Fenster zugesehen hat, wird früher oder später auch ein Auge für die Tannenmeise im Baumwipfel einer Fichte im Wald und dem Schwanzmeisentrupp in einem Weidenbusch am Bach bekommen.

Was sollte da noch gegen eine Vogelfütterung, am besten ganzjährig, sprechen? Nichts! Es gibt eine fast unüberschaubare Vielzahl an Futtermitteln, Futterhäusern und Möglichkeiten zur Vogelfütterung. Vieles davon lässt sich mit etwas Fantasie und Kreativität selbst machen.


Richtig füttern

Autorin: Bärbel Baumgärtner, Erzieherin und Waldpädagogin

Wer mit dem Füttern beginnt, sollte es auch konsequent und täglich bis zum Ende des Winters tun. Die Vögel verlassen sich auf ihre Futterplätze!
Mit der Futterauswahl lassen sich gezielt bestimmte Vogelarten anlocken. Grundsätzlich ungeeignet sind Speisereste oder Brot, da sie Gewürze und Salz enthalten. Das vertragen die Tiere nicht, da ihre Mägen nicht dafür geschaffen sind. Im schlimmsten Fall können sie daran sogar sterben.

Futterspender sind hygienischer als Vogelhäuser

Wichtig ist es, die Futterstelle sauber zu halten. Besser als offene Futterhäuschen sind deshalb Futterspender, bei denen Tiere nicht im Futter herumlaufen, es beschmutzen und dadurch Krankheitserreger verbreiten können. Wer auf das traditionelle Vogelhaus nicht verzichten möchte, sollte es regelmäßig mit heißem Wasser reinigen und täglich nur wenig Futter nachlegen.

Das richtige Futter

Heimische Wildvögel lassen sich grob einteilen in Körnerfresser, die mit ihrem kräftigen Schnabel auch harte Schalen aufbrechen können, und Weichfutterfresser. Körnerfresser bevorzugen Sonnenblumenkerne und andere grobe Körner, Weichfutterfresser lieben Haferflocken, Mohn, Kleie, Rosinen und Obst. Einige Vogelarten – darunter etwa Meisen – fressen sowohl weiches als auch Körnerfutter.

  • Weichfutterfresser: Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel, Star
  • Körnerfresser: Fink, Sperling, Zeisig, Gimpel/Dompfaff
  • Allesfresser: Meise, Specht, Kleiber

Grundrezept für alle Vogelfutter-Varianten

300 Gramm Kokosfett in einem Topf auf der Kochplatte erhitzen, aber nicht kochen lassen. Etwa 300 Gramm Körner z.B. Sonnenblumenkerne, Hanfsaat, gehackte Nüsse, Haferflocken, Weizenkleie, Rosinen… mischen und unter das flüssige Fett rühren. Anschließend die Masse in Formen füllen (Blumentöpfe, Kokosschalenhälften, Ausstecherle…) oder zu Knödeln formen.
Wir haben eine Variante ausprobiert, die wir im Folgenden beschreiben.

Meisenknödel“ mal anders:

Ihr braucht:

  • verschiedene Gefäße und Formen: Tontöpfe, Blechdosen, alte Tassen, Ausstecherformen, selbst zusammengeklebte Ringe und Herzen aus Pappe.
  • Sitzstangen für die Vögel aus dünnen Ästchen. Die Länge ergibt sich aus der Tiefe des Gefäßes, das Ästchen sollte vorn etwa 10 cm überstehen.
  • Eine Schnur zum Aufhängen
  • Knete oder Ton zum Abdichten
  • Körnermischung aus den trockenen Zutaten (siehe Grundrezept)
  • Fett

Zunächst werden die Gefäße vorbereitet:
Das Sitzästchen durch das Loch im Tontopf schieben und das Loch unbedingt gut abdichten. Dann den Tontopf so platzieren, dass er einen sicheren Stand hat trotz des überstehenden Ästchens (z.B. auf einer kleinen Schüssel)
Bei Blechbüchsen seitlich zwei Löcher bohren und die Schnur zum Aufhängen befestigen. Die Löcher von innen abdichten.
Die Ausstecherformen und selbst gemachten Pappringe auf ein Kuchenblech mit Backpapier legen. Die Schnur zum Aufhängen gleich einfügen. Den unteren Rand der Form ringsherum abdichten.

Nun werden die Formen mit der Trockenfutter-Mischung aufgefüllt. Die Sitzästchen werden gleich mit eingefügt. Anschließend die Formen mit dem verflüssigten Fett vorsichtig auffüllen.

Die Ausstecherformen nach dem Erkalten kurz unter heißes Wasser halten, dann löst sich der Fettbrocken leicht aus der Metallform.

Nun könnt ihr das selbst gemachten Futterportionen in eurem Garten verteilen

– das sieht hübsch aus und hilft den Vögeln!