Wilde Gärten im Herbst

Wilde Gärten sieht man heutzutage leider nicht mehr sehr häufig. Stattdessen hat sich der englische Rasen gepaart mit sterilen Steinbeeten etabliert. Manchmal darf darin noch ein Büschel Schilfgras oder vielleicht sogar eine Rose wachsen. Alles sehr pflegeleicht – aber leider biologisch absolut tot. Einige Gärten werden aber noch mit viel Liebe angepflanzt. Da werden die bunt blühenden Stauden und Büsche gehegt und gepflegt und es ist eine wahre Pracht – für das menschliche Auge, als auch für die vielen Insektenarten, für die diese Blütenvielfalt als Nahrungsgrundlage dient.

Nur was passiert im Herbst, sobald die Pflanzen verblüht sind und trocken, braun und traurig im Beet stehen? Sehr hübsch sieht das nicht mehr aus, das ist wahr. Doch was denken Sie, wo die ganzen Insekten hin sind, die sich noch im Frühjahr und Sommer an Ihren Blüten fröhlich tummelten? Auch wenn es im Garten ruhig wird, leben in den Gärten Insekten und sie brauchen einen Rückzugsort, um die kältere Jahreszeit zu überstehen.

Unsere heimischen Insektenarten können in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien überwintern. Der Marienkäfer zum Beispiel schläft in großen Gruppe über den Winter als adultes Tier u.a. in Laubhaufen. Die Mosaikjungfer, eine Libellenart, legt ihre Eier in faulendes Pflanzenmaterial an Ufern von kleinen Teichen. Solitär lebende Wildbienen (ohne eigenen Staat) überwintern entweder als Biene oder als Bienenpuppe im Kokon. Ein gutes Winterquartier sind u.a. hohle Pflanzenstängel oder Äste. Schmetterlingsarten, die mithilfe ihrer Eier überwintern, legen diese vor dem Winter in der Nähe von Pflanzen ab, die die aus ihnen schlüpfenden Raupen gerne fressen. Die hierzulande am häufigsten vertretene Gartenkreuzspinne (kein Insekt, trotzdem wichtig) baut im September/Oktober u.a. zwischen alten Blütendolden einen dichten Kokon, in den sie 40-50 Eier legt. Bei den ersten Sonnenstrahlen im darauffolgenden Frühling schlüpfen dann die kleinen Spiderlinge.

Also, lassen Sie Laub und Totholz sowie Wiesen und Beete einfach über den Winter stehen (ganz oder teilweise) und freuen sich über Ihren wilden und scheinbar unordentlichen Garten. Denn die vielen Insekten (und Spinnen und auch andere Tiere), die im Sommer noch so fröhlich im Garten herumschwirrten und -krabbelten, werden es Ihnen danken. Und im Frühjahr, wenn alles wieder grün wird und die ersten Insekten aufwachen oder aus ihren Eiern, Puppen oder Kokos schlüpfen, darf auch die Gartenschere und Harke wieder aktiv werden. Mit den ersten Sonnenstrahlen macht die Gartenarbeit doch auch viel mehr Spaß!

Quellen:

https://www.plantopedia.de/wie-ueberwintern-spinnen/

https://www.swr.de/wissen/rettet-die-insekten/article-swr-19750.html

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/25090.html